Laborwerte & Blutbild

Leberwerte (GPT, GOT, γ-GT) erklärt

Was sagen die Leberwerte GPT (ALT), GOT (AST) und γ-GT wirklich aus? In diesem Artikel erfahren Sie, wofür die einzelnen Werte stehen, welche Normbereiche gelten und was Abweichungen bedeuten. Verständlich, evidenzbasiert und mit praktischen Hinweisen für das Arztgespräch.

Laborbericht mit hervorgehobenen Leberwerten GPT/ALT, GOT/AST und γ-GT neben einer grafischen Darstellung der Leber.

Leberwerte einfach erklärt: GPT (ALT), GOT (AST) und γ-GT

Leberwerte sind Messwerte aus dem Blut. Sie zeigen, ob Leberzellen oder die Gallenwege gereizt oder geschädigt sind. Wichtig sind drei Enzyme. Enzyme sind Eiweiße, die Abläufe im Körper steuern. Wenn Leberzellen leiden oder der Abfluss der Galle gestört ist, gelangen diese Enzyme vermehrt ins Blut. Dann steigen die Werte.

Zu den Basiswerten gehören:

  • GPT (ALT): sitzt vor allem in Leberzellen und gilt als besonders leberspezifisch. Steigt es, spricht das oft für eine Reizung oder Schädigung der Leberzellen.
  • GOT (AST): kommt in der Leber vor, aber auch in Herz- und Skelettmuskeln. Ein Anstieg lässt sich deshalb nicht automatisch der Leber zuordnen. Er wird immer zusammen mit ALT beurteilt.
  • γ-GT: sitzt vor allem an den Zellen der Gallenwege. Es steigt typischerweise bei Störungen des Galleabflusses. Alkohol und manche Medikamente können es ebenfalls erhöhen.

Merke

Ein einzelner Wert sagt wenig aus. Entscheidend sind das Muster der Werte, der Verlauf über die Zeit und Ihre Beschwerden. Lassen Sie Befunde immer im Zusammenhang einordnen.

Referenzbereiche: Was ist „normal“?

Referenzwerte zeigen den Bereich, in dem 95 % der Messwerte gesunder Menschen liegen. Ein kleiner Teil Gesunder liegt außerhalb, ohne krank zu sein. Werte knapp über oder unter der Grenze sind nicht automatisch besorgniserregend. Wichtig sind Verlauf und Gesamtbild.

Prüfen Sie immer die Angaben auf Ihrem Befund – jedes Labor hat eigene Referenzbereiche. Häufig genutzte Bereiche (37 °C, IFCC-Methode) sind:

  • ALT/GPT: bis etwa 50 U/l (Männer), bis etwa 35 U/l (Frauen)
  • AST/GOT: bis etwa 50 U/l (Männer), bis etwa 35 U/l (Frauen)
  • γ-GT: unter 60 U/l (Männer), unter 40 U/l (Frauen)

Typische Referenzbereiche für Erwachsene

WertMännerFrauenKurz erklärt
ALT (GPT)bis ~50 U/lbis ~35 U/lLeberzell-Enzym, leberspezifisch
AST (GOT)bis ~50 U/lbis ~35 U/lAuch in Muskeln; nur im Zusammenhang bewerten
γ-GT (GGT)unter ~60 U/lunter ~40 U/lBesonders bei Gallenstau, Alkohol, Medikamenten erhöht
Richtwerte können je nach Labor abweichen. Maßgeblich sind die auf Ihrem Befund angegebenen Bereiche.

Kleine Abweichungen können vorübergehend sein. Ein einmalig leicht erhöhter Wert wird oft kontrolliert. Deutlichere oder anhaltende Erhöhungen sollten ärztlich abgeklärt werden.

Ursachen erhöhter oder erniedrigter Leberwerte

Häufige Gründe für erhöhte ALT/AST (Leberzellschädigung):

  • Fettleber (MASLD)
  • Alkohol
  • Virushepatitiden (A–E)
  • Medikamente oder Gifte

Ein starkes, plötzliches Ansteigen der Transaminasen kann bei akuten Entzündungen, Vergiftungen oder Durchblutungsstörungen der Leber auftreten.

Erhöhte γ-GT:

  • typisch bei Gallenstau durch Steine, Engstellen oder Entzündungen
  • steigt auch durch Alkohol, Übergewicht oder Medikamente

Hinweis

Nicht jede AST-Erhöhung kommt aus der Leber.
AST sitzt auch in Muskeln. Muskelverletzungen, hartes Training oder Muskelerkrankungen können AST (und teils ALT) anheben. CK hilft bei der Einordnung.

Virushepatitiden gehen häufig mit deutlichen ALT/AST-Anstiegen einher. Bei Risiko (Reise, Blutkontakt, Immunschwäche) sollte gezielt getestet werden.

Erniedrigte Werte:

Meist unauffällig. Sehr niedrige ALT-Werte bei Älteren oder stark geschwächten Menschen können auf Mangelernährung oder Muskelschwund hinweisen.

Leberwerte im Zusammenspiel richtig deuten

Einzeln sagen Leberwerte wenig aus – entscheidend ist das Muster:

  • ALT/AST erhöht: eher Leberzellschädigung (hepatocellulär)
  • γ-GT + AP erhöht: eher Gallenstau (cholestatisch)

De-Ritis-Quotient (AST/ALT):

  • ALT höher als AST: typisch bei Fettleber, Medikamenten oder Infekten
  • AST deutlich höher: möglich bei Alkoholschäden oder fortgeschrittener Vernarbung

Eine isoliert erhöhte γ-GT ist häufig und unspezifisch. Erst zusammen mit AP, Bilirubin und Beschwerden ergibt sich ein Gesamtbild.

Sehr hohe ALT/AST-Werte (oft >10× Norm) sprechen eher für akute Ursachen: Virushepatitis, Gift/Medikamentenschädigung, Minderdurchblutung.

Weitere Diagnostik: Was wird häufig gemacht?

Sinnvolle Zusatzwerte:

  • Bilirubin
  • Alkalische Phosphatase (AP)
  • Gerinnung (INR)
  • Albumin
  • Blutbild

Bei erhöhter AP folgt meist ein Ultraschall des Oberbauchs.

Weitere Abklärung je nach Befund:

  • Hepatitis-B/C-Tests
  • Autoimmun-Antikörper
  • Ferritin + Transferrinsättigung (Eisenstoffwechsel)
  • Bei Fettleberrisiko: FIB-4
  • Elastographie (FibroScan) zur Einschätzung von Fibrose/Zirrhose

Wann sollte ich zum Arzt?

Sofort ärztlich prüfen lassen bei:

  • Gelben Augen oder Haut
  • Sehr dunklem Urin, hellen Stühlen
  • Starken Schmerzen im rechten Oberbauch
  • Fieber
  • Starker Müdigkeit mit Verwirrtheit oder Schläfrigkeit
  • Blutungsneigung
  • Blut im Erbrochenen oder sehr dunklem Stuhl

Diese Zeichen können auf eine akute oder fortgeschrittene Lebererkrankung hinweisen.

Zusammenfassung

Leberwerte zeigen, ob Leberzellen oder Gallenwege gereizt sind. Wichtig sind ALT (GPT), AST (GOT) und γ-GT. ALT ist leberspezifisch, AST kommt auch in Muskeln vor, γ-GT steigt vor allem bei Gallenstau sowie durch Alkohol oder Medikamente. Referenzbereiche variieren je nach Labor; leichte Abweichungen sind oft vorübergehend. Entscheidend sind Muster, Verlauf und Beschwerden. Zur Abklärung gehören Gespräch, Verlaufskontrolle, Zusatzwerte (Bilirubin, AP, Gerinnung), Ultraschall und nicht-invasive Tests wie FIB-4 oder Elastographie. Bei Gelbsucht, dunklem Urin, hellen Stühlen, Schmerzen, Fieber oder Blutungszeichen sollte sofort ärztlich untersucht werden.

Häufige Fragen (FAQ)

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